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Wie gut funktioniert Cold Emailing?

Marketing ist ein Buch mit sieben Siegeln für mich. Ich bin mit Leib und Seele Softwareentwickler und dazu nicht sehr extrovertiert. Falls es dir auch so geht, dann ist dieser Artikel genau das Richtige für dich.

Was käme mir da gelegener als cold emailing? Das Konzept spielte mir gerade zu in die Karten: Automatisiertes versenden von E-Mails an genau die Kundengruppe, die ich für richtig halte. Aber funktioniert das wirklich so gut wie es von Cold emailing Gurus im Internet propagiert wird? Ich ließ mich auf einen Langzeittest ein. Dabei muss ich gestehen, dass ich viel experimentiert habe. Verändern des Inhalts der E-Mail, den Ton, die Kundengruppe, versenden einer zweiten oder dritten E-Mail. Das Experimentieren gehört dazu und half mir ein besseres Gefühl für die Thematik zu bekommen.

Obwohl ich am Anfang geschrieben habe, dass das Konzept gut zu mir passte, hatte ich andere Bedenken. Wenn ich eine E-Mail von Personen erhalte, die ich nicht kenne, dann nervt mich das und ich sah es bis dahin als Spam. Heute sehe ich es immer noch als Spam, aber ich bin bei weitem nicht mehr so kritisch, weil ich weiß, dass da jemand für seinen Traum kämpft (solange es kein Prinz aus irgendeinem anderen Land ist, der Gold verspricht. Das ist wirklich nervig).

Welche Vorbereitungen solltest du treffen?

Es gibt meiner Meinung nach nur ein paar Voraussetzungen die beachtet werden sollten und dann kann die E-Mail Kampagne bereits losgehen 🙂.

Kaufe eine extra Domain (#1)

Nutze eine andere Domain als die, die du für dein Produkt, geschäftliche E-Mails, oder Support verwendest. Idealerweise kaufst du dir eine neue Domain für diesen Zweck. Ich habe mir zum Beispiel trylemonspeak.com dafür gekauft. "try" oder "go" sind beliebte Präfixe für eine Domain. Eine eigene Domain ist sinnvoll, weil das Risiko besteht, dass die Domain als Spam-produzierend eingestuft wird. Falls das der Fall ist, dann landen deine Mails nicht in der Inbox, sondern unter Spam oder "Others".

Konfiguration deiner neuen Domain (#2)

Die folgenden Einträge solltest du vornehmen:

MX Records

MX Records (Mail Exchanger) sind die Basis dafür, dass E-Mail Server wissen, wohin die Mails geroutet werden.

SPF Records

SPF Records (Sender Policy Framework). Ein Sicherheitsmechanismus welches E-Mails von einer vertrauenswürdigen Quelle authentifiziert.

DKIM Records

DKIM Records (domain keys identified mail). Fügt eine Signatur zu deinen E-Mails hinzu, welche es einfacher macht diese zu tracken und Spoofing zu verhindern.

DMARC

DMARC (Domain-based Message Authentication, Reporting, and Conformance). Mit DMARC werden E-Mails detektiert und verhindert, welche mit hoher Wahrscheinlichkeit Schaden anrichten würden. Ähnlich zu SPF Records authentifiziert DMARC E-Mails, um den Server wissen zu lassen, dass sie von einer vertrauenswürdigen Quelle kommen. DMARC sollte erst aktiviert werden, nachdem DKIM und SPF konfiguriert wurden. Das Zeitfenster sollte ca. 48 Stunden betragen.Es gibt bereits hilfreiche Tools, mit denen du deine Konfigurationen überprüfen kannst. Das folgende Tool gibt dir zum Beispiel einen guten Überblick: https://easydmarc.com/tools/domain-scanner?ref=patrickm.deFolgend das Ergebnis für lemonspeak.com, welches verbesserungsfähig ist. Allerdings war das auch nicht die Domain die ich für cold emailing genutzt habe:

Alternativ habe ich sehr gerne das Tool mxtoolbox genutzt. Die UI ist etwas speziell, aber entweder fügst du ein Präfix für den zu testenden record hinzu (bspw.: spf:) oder du wählst es aus dem Drop Down Button daneben aus.

Das Warm-Up deiner Domain (#3)

Ein Warm-Up ist wichtig, weil eine neue Domain die sofort hunderte E-Mails sendet, recht schnell als Spam verdächtig eingestuft wird. Ich habe das Warm-Up der Domain mit MailToaster durchgeführt. Bei mir hat das ca. 7 Tage gedauert.

Verfasse dein Template (#4)

Schreib deinen Text für die E-Mail. Man nennt das auch Template. Es gibt Tools, die dir einen Wert berechnen, der dir zeigt, wie spamverdächtig der Text ist. Ich habe dafür häufig Mailmeteor genutzt.

Nutze einen Filter (#5)

Erstelle einen Filter für deine Zielgruppe. Ich habe zum Beispiel einen Filter erstellt, mit dem ich nach Podcastern gesucht habe, die englisch- oder deutschsprachig sind und die weniger als drei Mitarbeiter haben.

Wie schreibe ich eine cold E-Mail?

Ich bin kein Experte was cold emailing angeht, allerdings hatte ich das Gefühl, dass Menschen recht schnell erkennen, ob eine E-Mail KI generiert ist, oder eine Person dahinter steckt. Zwar hatte ich KI genutzt für einen ersten Entwurf, aber überwiegend, weil die Thematik neu für mich war und nicht weil ich dachte, dass ich damit die allerbesten Ergebnisse erzielen werde.

Im Internet wird häufig folgendes empfohlen:

  • Max. 50 Wörter und kein Pitching
  • Nicht nach Zeit fragen
  • F-Form mit 3 Absätzen
  • Keine Floskeln oder Füllwörter
  • Mehr „du“, weniger „ich“ oder „wir“
  • Sprache der Klasse 6 oder darunter

Das sind also die Rahmenbedingungen, aber wie fülle ich diese mit gutem Inhalt?

Für den Inhalt bin ich folgender Empfehlung gefolgt, da mir diese sehr sinnvoll erschien:

  • Aufmerksamkeit erlangen basierend auf einem wissenschaftlichen Fakt
  • Den Empfänger auf ein Problem in seinem Business hinweisen
  • Aufklären über die Auswirkungen auf sein Business
  • Bitte um Validierung oder/und Feedback

Mein erstes Template

Aufbauend auf den Rahmenbedingungen und der Inhaltsempfehlung ist mein erstes Template erfolgt:

Title: Hey {name}, just a quick question about {podcast name}

Hey {name},
Nine out of ten podcasters don't produce more than three episodes.

What about you? Are your listeners growing? I run a service that has helped over 70 podcasters create transcripts, show notes, articles and more from their podcast. They use it for SEO and social media.

Mind if I send you more info?

So eine E-Mail sollte kurz und prägnant sein. Ich teile die Annahme der meisten Leitfaden, dass lange E-Mails tendenziell weniger gelesen werden. Unsere Aufmerksamkeitsspanne ist kürzer als früher und daher habe ich versucht einen kurzen interessanten Text zu schreiben, der potenzielle Kunden neugierig macht ein Blick auf mein Tool zu werfen. Ein “Hack” den man häufig liest, ist, dass im Titel „quick question“ stehen soll, da dies den Empfänger neugierig macht. Ich bin darüber geteilter Meinung. Mein vorgestelltes Template beinhaltete das und hatte nicht sehr gut performt.

Mein zweites Template (verbesserte Version)

Das zweite Template war dann schon besser:

Title: ⏳ Podcast marketing is too time consuming. I can save you 5.23 hours.

Hey {name},
Don't you think that this is super annoying? I at least do. I built LemonSpeak for that. It does the heavy lifting for you by creating SEO and social media content.

Could you imagine trying it on your podcast and seeing how much time it saves you?

Happy podcasting!

Patrick Müller
Caretaker lemonspeak.com
Freiburg, Germany

Der Titel beinhaltet bereits, was der Kunde im Gegenzug eines Kaufs erhält: 5,23 Stunden Zeitersparnis. Das hat besser funktioniert. Die Öffnungsraten waren höher und es gab mehr Klicks auf lemonspeak.com. Wie viele Kunden ich basierend darauf konvertieren konnte, kann ich leider nicht beziffern, aber ich habe quer geprüft und es waren welche dabei 🙂. Bedauerlicherweise habe ich auch keine offiziellen Screenshots von Apollo, da mein Account aufgrund von Inaktivität gelöscht wurde.

Meine E-Mails habe ich übrigens über Apollo.io verschickt.

Fazit

Ob cold emailing eine wirkungsvolle Marketingstrategie ist, kann ich nicht pauschalisieren. Ich habe mit einem anderen Gründer gesprochen und bei seinem Service hat cold emailing gut funktioniert, aber die hatten auch kein SaaS, sondern eine Agentur. Für LemonSpeak war es nicht das geeignete Mittel. Zwar habe ich dadurch einige Kund:innen gewonnen, aber das ganze zu administrieren kostet auch einiges an Zeit. Es sind die Details des Templates die einen aufhalten, welche am Ende aber auch stimmen solle. Alternativ hätte ich lieber ein Referral Programm aufgebaut.

Zugleich es schwierig ist zu wissen, wie ein potenzieller Kunde auf eine cold E-Mail reagiert. Wird das eigene Produkt in einem schlechten Licht dargestellt, oder wird es sportlich aufgenommen? Sicherlich spielt es auch eine Rolle, wie aggressiv cold emailing betrieben wird und wie freundlich der Text ist. Beispielsweise habe ich maximal eine Erinnerungsmail geschickt und keine zwei, oder drei. Trotz der eigenen negativen Erfahrung, möchte ich für mein nächstes Produkt cold emailing nicht ausschließen. Das ganze funktioniert eben abhängig von der Kundengruppe und dem Produkt mal besser oder schlechter. Ausprobieren und experimentieren ist da der richtige Weg meiner Meinung nach.

Übrigens: Wem cold emailing dennoch zu befremdlich befindet, der kann gezielt nach Kunden suchen und sie anschreiben. Die Erfolgschancen sind um einiges höher (das habe ich ebenfalls mit LemonSpeak gemacht). Der Zeitaufwand allerdings auch.